Nachtkatzen
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 Zeit der Prüfungen (Aufnahme einer Todesritterin bei den Nachtkatzen - Shanika RP-Hintergrund)

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Ashkira
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Anzahl der Beiträge : 1051
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Zeit der Prüfungen (Aufnahme einer Todesritterin bei den Nachtkatzen - Shanika RP-Hintergrund) Empty
BeitragThema: Zeit der Prüfungen (Aufnahme einer Todesritterin bei den Nachtkatzen - Shanika RP-Hintergrund)   Zeit der Prüfungen (Aufnahme einer Todesritterin bei den Nachtkatzen - Shanika RP-Hintergrund) EmptySa Dez 25, 2010 1:18 am

I. Die Ehre einer Ritterin

Es kann die Ehre dieser Welt
Dir keine Ehre geben,
Was dich in Wahrheit hebt und hält,
muß in dir selber leben.

Wenn’s deinem Innersten gebricht
An echter Stolzes Stütze,
Ob dann die Welt dir Beifall spricht,
Ist all dir wenig nütze.

Das flücht'ge Lob, des Tages Ruhm
Magst du dem Eitlen gönnen;
Das aber sei dein Heiligtum:
vor dir bestehen können.
(Theodor Fontane, 1819-1898)



Shanika bebte innerlich. Natürlich verstand sie, dass man ihr misstraute. Sie hatte Arthas gedient und unter seiner Kontrolle schlimme Dinge getan. Erst die Ereignisse an der Kapelle des Lichts in den östlichen Pestländern hatten sie von dem Einfluss befreien können.
Bei vielen ihrer Ordensbrüder und –schwestern war es Verblendung gewesen. Sie waren Arthas aus Überzeugung gefolgt.
Das war bei Shanika nie der Fall gewesen. Sie verabscheute die Taten, die sie begangen hatte und wie Arthas ihren Geist vergewaltigt hatte. Aber er würde dafür einen Preis zahlen. Sie würde die Gaben, die er ihr verliehen hatte gegen ihn wenden. All das Wissen über diese Kraft würde sie formen und wie ein Schwert durch sein kaltes schwarzes Herz rammen um ihn zu vernichten.
Aber nun standen ganz andere Dinge an.
„Du wirst meine Schwester nicht sehen. Ich erlaube es nicht. Du bist nur zur Probe ein Mitglied der Nachtkatzen und nur, weil meine Schwester mich darum gebeten hat. Ich habe wider besseres Wissen zugestimmt“, die Worte der Meistermagierin und Grossmeisterin der Pestlandpatroullie Eiryn Flammenauge waren kalt und beißend und jedes davon tat Shanika so weh, als würde sie nicht die schwarze Plattenrüstung tragen, die sie gegen jeden anderen Hieb gut schützte.
„Erst wenn du dich bewiesen hast, werde ich dir erlauben Asheira zu sehen. Sie ist als Dämonenjägerin immer gefährdet der dunklen Seite anheim zu fallen … und sie ist so jung und leichtsinnig… sie…“, die Meistermagierin, die viel zu jung wirkte für die Macht, die sie in sich trug, hielt inne, schien ihre Gedanken zu sammeln. „Aber du sollst deine Chance erhalten dich zu beweisen und ein würdiges Mitglied der Nachtkatzen zu werden. Dann darfst du auch meine Schwester sehen.“
Die Meistermagierin erhob sich von ihrem Stuhl in ihrem Studierzimmer im Magierturm zu Sturmwind. „Ich werde dir ein Portal öffnen in das ferne Astranaar auf Kalimdor. Keine Sorge, die Nachtelfen werden dir nichts tun. Ashkira wird dich begleiten und dir deine erste Prüfungsaufgabe stellen.“
Shanika hob eine Augenbraue: „Prüfungsaufgabe? Ashkira Schattenstern?“ Natürlich kannte sie die legendäre Schattenkriegerin Ashkira Schattenstern. Ihre Namen raunten man auch in Arthas Reihen. Hatte sie doch schon damals, als die mächtige Nekropolis Naxxaramas noch in den östlichen Pestländern stationiert war, schon damals mit einigen anderen großen Helden wie der legendären Hohepriesterin der Elune Lytjariel, die auch Mitglied der Nachtkatzen war, gegen die Geißel gekämpft und ihr empfindliche Verluste beigebracht.
Ashkira, eine ausgebildete Schattenkriegerin der Nachtelfen, tödliche Klinge kombiniert mit der geheimen Magie mit den Schatten zu verschmelzen, unsichtbar zu werden aus dem Nichts zu erscheinen und die Kraft des Sturms in sich aufzunehmen um mit den Klingen in unmenschlicher tödlicher Geschwindigkeit die Gegner zu töten, bevor diese auch nur reagieren konnten.
Ja, sie kannte Ashkira Schattenstern. Aber sie fragte sich, was diese ihr für Prüfungen stellen sollte. Aber wenn dies notwendig war um sich zu beweisen und Asheira endlich wiedersehen zu können. Dann sollte es so sein.
„Bei meiner Ehre als Ritterin“, erklärte Shanika schließlich feierlich. Sie streckte ihre Gestalt und hob ihr Haupt. Festen Blickes musterte sie die Meistermagierin und mit einer Entschlossenheit, die aus der Überzeugung wuchs das Richtige zu tun, fuhr sie fort: „Ich nehme die Prüfung an und werde Euch nicht enttäuschen, Meistermagierin! Ich werde beweisen, dass ich dem Licht und dem Guten diene.“
Die Meistermagierin schaute sie noch einmal abschätzig an. „Ehre…? Eine Ritterin der Schwarzen Klinge. Ritter die Arthas verraten haben … und behaupten er hätte zuerst verraten. Weißt du überhaupt was Ehre ist?“
Shanika presste die Lippen zusammen und antwortete darauf nicht.

II. Die erste Prüfung: Zweifel

Ein Toter ist eine Tragödie,
Eine Millionen Tote sind nur eine Statistik

(J. Stalin)

Sie lagen nun schon gut zwei Stunden auf der Lauer und beobachteten das Treiben. Die Magie der Schattenkriegerin hatte Shanika geholfen, dass sie trotz ihrer Plattenrüstung sich fast lautlos der kleinen Siedlung nähern konnte.
„Hier leben die Familien der Orks, die unseren Wald töten“, erklärte Ashkira Schattenstern ausdruckslos.
Shanika versuchte aus ihrem Gesicht zu lesen, aus dem Klang ihrer Stimme, aber so unsichtbar wie die Nachtelfe sich bewegen konnte, so unsichtbar blieben ihre Gefühle.
„Du weißt, was du zu tun hast, Todesritterin“, stellte Ashkira schlicht fest, während sie ihr Gewehr herausholte und den günstigsten Schusswinkel aus ihrer Position suchte.
„Ich bin keine Todesritterin mehr!“, fauchte Shanika lauter als sie eigentlich wollte und ärgerte sich auch sofort, dass sie ihre Gefühle nicht besser im Griff hatte.
Ashkira Schattenstern ließ sich nichts anmerken, sondern fuhr unbeirrt fort. „Wir haben versucht die Bäume zu schützen, indem wir das Holzfällerlager überfallen. Aber das ist gescheitert. Der Rat von Darnassus hat mit dem Segen der höchsten Priesterin Elunes, Tyrande, entschieden, dass wir andere Mittel finden müssen.“ Und dann fuhr sie unbeirrt fort als redete sie davon, als ginge es einfach darum eine Schafherde, die an Tollwut erkrankt wäre notzuschlachten. „Dort leben die Frauen und Kinder der Orks, die unseren Wald töten. Die Männer haben das Schicksal ihrer Familien selbst gewählt als sie beschlossen haben, entgegen aller Verträge unseren Wald zu plündern. Wir töten sie und lassen das Blut den Männern Warnung und Nachricht sein, die sie nach Orgrimmar und jeden anderen Winkel der Horde bringen können, dass diese Bäume, dieser Wald ihnen nicht gehören.“
Shanika schauderte immer noch dabei, wie unbeteiligt diese Nachtelfe das sagte. Als wären die Grünhäute dort unten keine fühlenden und denkenden Wesen.
„Und los!“, zischte die Nachtelfe und legte sich in Deckung.

Shanika zog ihren gewaltigen Zweihänder und trat aus dem Gebüsch heraus. Sie ging gemessenen Schrittes die Böschung herunter. Die Runen auf ihrer Waffe leuchteten erwartungsvoll, fast gierig, als könnten sie gar nicht darauf warten das Blut der Orks zu kosten. Das Blut Unschuldiger. Unschuldiger?
Die kalte Magie des Todes härtete ihre Rüstung, während sie weiter auf die Siedlung zuschritt. Die ersten Orks hatten sie gesehen. Es gab Tumulte. Viele rannten in ihre Hütten. Einige blieben stocksteif, ja wie versteinert vor Furcht stehen, und einige Kinder fingen übergangslos an zu weinen und klammerten sich an ihre Mütter oder älteren Geschwister.
Wie sollten sie auch sonst reagieren? Eine Todesritterin, unübersehbar, schritt herab um ihren Leben ein Ende zu bereiten. Um sich und den Nachtkatzen zu beweisen, dass sie Arthas Weg abgeschworen hatte, dass man sich auf sie verlassen konnte.
Es war falsch, dass die Orks den Wald abholzten. Es war sogar ein Kriegsakt, der es wert war, bekämpft zu werden. Aber … dies hier waren Frauen und Kinder, Unbewaffnete, einfache Orks, keine Soldaten, keine Banditen.
Was dachte wohl die legendäre Ashkira Schattenstern nun? Fragte sie sich, warum die Todesritterin nicht auf die Orks stürmte, sie mit ihrer schwarzen Kraft zu sich riss, um sie zu töten?
Selbst, wenn sich die Nachtelfe das nicht fragte, vielleicht interessierte es sie gar nicht, Shanika tat das. Warum stürmte sie nicht mit Enthusiasmus vor um ihre Ehre zu beweisen?
Um sie herum waren Schreie, während sie ins Zentrum der Siedlung schritt, wo sich eine große Feuerstelle fand, an der sich die Orks versammelten.
Ein einzelner Krieger, ein alter Orkveteran, zu alt und mit zu vielen Wunden übersät um noch ein aktiver Kämpfer zu sein, stellte sich ihr entgegen. Während um sie herum alle flüchteten, trat er auf sie zu. In seinen Händen eine Axt, die er mühsam hielt, aber mit einer Entschlossenheit im Blick, die Shanika für einen kurzen Moment Dankbarkeit verspüren ließ, diesem Ork nicht in jungen Jahren gegenüberstehen zu müssen.
Es dauerte nur einen Augenblick, wo er ihr zunickte, als wollte er sie begrüßen und andeuten, dass er bereit war, dann stürmte er auch schon schreiend auf sie los.
Wild die Axt um sich wirbelnd spurtete er auf sie los. Es war ein leichtes für sie auszuweichen und ihren Zweihänder herab zu führen, so dass er über die flache Seite der Waffe stolperte und auf den Boden neben das Feuer stürzte. Die meisten waren überrascht, wie schnell und gewandt sich Todesritter in ihrer Plattenrüstung bewegen konnten und wie sie die gewaltigen Zweihandwaffen mit solch spielender Leichtigkeit führten. Es war eine urwüchsige Todesmagie, die ihre Körper so sehr stärkte, dass das möglich war.
Dieser Ork hatte nichts davon gewusst. Stöhnend stand er auf und suchte hastig nach der Axt, die er verloren hatte. Er tat Shanika fast leid. Er wollte doch nur seine Familie hier verteidigen. Verteidigen vor der finsteren Todesritterin in Arthas Diensten. Aber sie war nicht in Arthas Diensten. Sie tat dies hier um sich vor den Nachtkatzen, den Mächten des Lichts zu beweisen.
„Du Grossvater nichts tun!“, hörte sie plötzlich eine wütende junge Stimme. Überrascht fuhr sie herum und sah ein junges Orkmädchen, vielleicht 11 Jahre alt, die vor ihr stand mit einer Holzaxt in der Hand, die vielleicht für Übungskämpfe reichte, aber wohl eher ein Spielzeug war. Entschlossen stampfte die Kleine auf sie zu. Der Ausdruck von Entschlossenheit wurde nur durch die Tränen geschmälert, die sie in den Augen hatte.
„Tarika!“, kam der Ruf aus einem der Häuser und Shanika sah dort mehrere junge Orks stehen, zitternd in der Tür, die sich nicht heraus trauten.
„Grossvater uns beschützt seit Eltern tot“, erklärte das Orkmädchen in gebrochener Gemeinsprache. Die Tränen flossen ihr über das Gesicht. „Du ihn nicht töten! Wer machen essen für kleine Brüder?“
Shanika musterte das Mädchen genau. Die Runen ihres Zweihänders dürsteten nach Blut, endlich zu Kosten von diesem köstlichen Blut, was sich hier so bereitwillig anbot, aber die ehemalige Todesritterin war den Einflüsterungen der alten Runen schon lange nicht mehr erlegen. „Und wenn ich alle töte? Dann braucht auch keiner mehr Essen“, erklärte Shanika ruhig. Und fast im selben Augenblick taten ihr die Worte leid.
„Mußt du … mein Enkelkind verhöhnen bevor… bevor du alle tötest?“, kam es stöhnend von dem alten Ork, der offenbar Probleme hatte, sich vollends aufzurichten.
Das kleine Orkmädchen jedenfalls hatte sich die Tränen weggewischt. „Du niemals alle töten! Geister der Ahnen Familie beschützen! Geister der Ahnen helfen, wenn Mut und Tapferkeit du kämpfst fürs Gute… du Grossvater nicht töten!“
„Wenn sie es nicht kann, dann tue ich es“, kam plötzlich ein ferner Ruf und Shanika erkannte die Stimme. Ashkira!
Mit einer einzigen Bewegung packte sie den alten Ork, wirbelte diesen hinter sich und schob sich davor. Im nächsten Moment hörte sie wie das Geschoss des Gewehrs der Nachtelfe in ihrer Rüstung einschlug, aber der dunkle Zauber, der Shanika schützte, die Präsenz des Frosts, hielt es auf.
Im nächsten Moment schien die Schattenkriegerin verschwunden.
„Warum… warum du das getan?“, der alte Ork hatte sich mittlerweile wieder aufgerichtet und seine Enkelin an seine Seite genommen. Diese zitterte vor Schrecken von dem Schuss, aber funkelte Shanika immer noch entschlossen an.
„Weil ich keine Todesritterin bin. Ich diene nicht Arthas. Ich bin eine Ritterin der Schwarzen Klinge. Ich kämpfe für das Licht. Entschuldigt bitte, dass ich Euch Angst gemacht habe und den Frieden dieses Dorfes störte.“
Dann wandte sie sich ab und ging entschlossenen Schrittes in die Richtung, von wo der Schuss kam. Sollten sie denken, was sie wollten. Dann versagte sie halt in dieser Prüfung, aber sie würde nicht einfach Unschuldige töten. Hinter sich ließ sie einen sehr verwirrten alten Ork und sein Dorf zurück.

Bei den Gebüschen wartete zu Shanikas Überraschung neben der Schattenkriegerin auch noch die Meistermagierin.
„Ich weiß, was Ihr nun denken müsst, Meistermagierin, aber-“, begann Shanika hastig, wurde aber von Eiryn unterbrochen.
„Wir haben alle gesehen, wie du mit der Prüfung umgegangen bist und wir werden nicht nach einer Prüfung entscheiden. Das Urteil wird noch nicht gesprochen“, es klang etwas Unheilvolles mit, so wie sie es sagte. „Ich bin hier, um dich mittels eines Portals mit mir in die Pestländer zu bringen. Wir werden in die westlichen Pestländer reisen und dort wirst du deiner nächsten Prüfung gegenüber stehen.“

Kurz bevor sie durch das Portal traten, drehte sich Shanika noch einmal zu der Schattenkriegerin um, aber diese zeigte keine Regung und war einen Moment später auch schon mit den Schatten der Bäume verschmolzen.

III. Die zweite Prüfung: Furcht

Was wir wünschen und loben, ist nicht der Mut, würdig zu sterben,
sondern der Mut, mannhaft zu leben.
Thomas Carlyle)


Die zweite Prüfung schien deutlich einfacher. Die Meistermagierin schien ein gewisses Vertrauen entwickelt zu haben. Zumindest schätzte Shanika das so ein. Denn warum sonst, sollte die Magierin ihr das Kommando über einen Trupp geben, der in die Pestländer vorstoßen sollte?
Und so war sie an der Spitze einer bewaffneten freiwilligen Miliz bestehend aus 50 Bewaffneten aufgebrochen, um einen der ehemaligen Außenposten von der Kontrolle der Geißel zu befreien und dort einen Stützpunkt für die Pestlandpatroullie der Meistermagierin einzurichten.
Die ersten Tage waren sie gut voran gekommen und nach zwei Wochen hatte sie sich das Vertrauen der Männer und Frauen verdient. Sie war eine Ritterin, eine Ritterin der Schwarzen Klinge. Und als solche, war sie in der Lage die Macht der Geißel zu rufen und gegen diese zu verwenden.
Nach insgesamt 3 Wochen hatten sie den Turm erreicht und erobert. Zum ersten Mal, seit langer Zeit fühlte Shanika sich fast wieder glücklich.
Der Kampf gegen die Geißel gab ihr das Gefühl das Richtige zu tun und abends mit den Männer und Frauen zusammenzusitzen erinnerte sie daran, dass sie nicht alleine war. Deren Worte gaben ihr Zutrauen und Zuversicht.

Es war einige Tage später, dass die Schreckensmeldung kam, dass ein Geißelheer von mindestens 1.000 Untoten auf die Turmstellung zurückte.
„Das sind zu viele!“, waren die Worte ihres kommandierenden Stellvertreters Henrik Rotbart gewesen.
„Das sind zu viele!“, waren ihre Worte als sie mit der Meistermagierin über eine magische Kugel Kontakt aufnahm, um die Lage zu erörtern.
„Zu viele?“, skeptisch waren die Worte der Meistermagierin, „Es geht darum die Geißel zu besiegen. Die Untoten sind immer in der Überzahl. Das verstärkt die Furcht, die von ihnen ausgeht. Man muss dem entgegen stehen. Mutig und tapfer! Wer sich in der Furcht verliert… der ist selbst schuld. Du hast eine Verantwortung! Du hast eine Aufgabe übernommen und dein Wort gegeben den Turm zu sichern, bis der Nachschub von der Pestlandpatroullie da ist. Das wird noch mindestens zwei Wochen dauern“, die Worte waren wie eiskalte Peitschenhiebe, die Shanika daran zweifeln ließen, ob diese Frau überhaupt so etwas wie Mitgefühl kannte. Wie konnte die Meistermagierin die Schwester ihrer geliebten Asheira sein?
„Diese Leute vertrauen mir! Gegen diese Übermacht halten wir nicht einmal zwei Tage durch! Das ist nicht einmal mit meinen Kräften als Ritterin der Schwarzen Klinge möglich“, begehrte Shanika auf und war froh, dass sie dieses Gespräch abseits führte. Es gab keinen Grund die Leute weiter zu verängstigen.
„Ritterin…“, Eiryn zog das Wort, wie triefenden Schleim, voller Abscheu. „Natürlich… Todesritterin!“ Dann schüttelte sie nur missmutig den Kopf. „Du hast deine Befehle. Du weißt, was richtig ist und wenn du beweisen willst, dass du dir nicht heimlich den Sieg der Geißel wünschst und deswegen vor Furcht einknickst, anstatt Stand zu halten dann bei Elune, weißt du was zu tun ist!“ Die Magierin hatte sich in Rage geredet und beendete direkt danach auch den magischen Kontakt.
Shanika fröstelte unmerklich und steckte die Kugel wieder in ihren Rucksack. Langsam erhob sie sich und wandte sich in Richtung des Turms um, der nördlich von ihr war. Dort warteten ihre Leute, erwarteten ihre Befehle.
Sie musste tun, was richtig war. Die Meistermagierin hatte recht. Am Ende kam es darauf an, dass die Geißel besiegt werden würde und dass man ihr standhielt. Sie wusste, was zu tun war. Doch dies machte es ihrem Herz nicht leichter. Mit jedem Schritt, den sie ging, wurde ihr die Entscheidung klarer und auch klar, wie viel sie dabei verlor.

Zwei Wochen später waren sie dem Geißelheer entkommen und hatten die sichere Zuflucht der Zugwindspitze erreicht. Keiner ihrer Leute war gestorben. Sie hatte alle in Sicherheit gebracht. Die Geißel würde keinen von ihnen bekommen, der sinnlos sein Leben opferte. Sie würden für die kommenden Schlachten bereit sein.
Die Meistermagierin sagte dazu nichts. Vermutlich wollte sie auch nicht vor den Leuten zeigen, dass man ihre Befehle, ihre Autorität missachtet hatte. Shanika hatte niemanden erzählt, dass der eigentliche Befehl ein anderer gewesen war.
„Nun gut, Todesritterin Shanika“, erklärte die Meistermagierin schließlich kühl, „Es wird Zeit nach Nordend aufzubrechen. Dort werden wir uns mit meiner Schwester, Ashkira Schattenstern, ihrer Schwester Liyanara Traumhüterin treffen und es wird eine Entscheidung geben. Alles weitere besprechen wir in unserem Gildenhaus in Dalaran.“

IV. Die letzte Prüfung
Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne,
und nicht der Beständigkeit.
(Mahatma Ghandi)

Shanika musste zugeben, dass sie angespannt war. Vier Tage lang hatte die Meistermagierin mit den beiden Nachtelfen beraten, ob sie nun endgültig bei den Nachtkatzen aufgenommen sein sollte, oder nicht.
Asheira hatte sie leider in der ganzen Zeit nicht gesehen. Diese war mit ihrem, wie Meistermagierin Eiryn es immer nannte, „Schraub-Schraub“ unterwegs und flog durch die Weiten auf Nordend, immer dorthin, wo es etwas Interessantes zu entdecken gab. Die Dämonenjägerin war noch nie einfach zu halten gewesen. Stets auf der Suche nach neuen gefährlichen Artefakten und Möglichkeiten Gutes zu tun.

Es war Mittag, als es an der Tür klopfte.
„Herein!“ Shanika erhob sich vom Bett und schaute, wer ihr einen Besuch abstattete. Die ältere Schwester von Ashkira Schattenstern, eine weise Hüterin des Zirkel des Cenarius, Liyanara Traumhüterin, betrat den Raum.
Ein sanftes Lächeln war auf ihren Lippen. Viel wärmer und angenehmer als bei ihrer Schwester oder Meistermagierin. Sie war Shanika auf Anhieb sympathisch.
„Ritterin Shanika“, die Hüterin sprach den Namen bewusst und betont, als wolle sie jedes Wort davon auskosten und schmecken. „Wie du bestimmt weißt, führe ich seit einiger Zeit die Nachtkatzen. Es ist nun die Zeit gekommen zu entscheiden, ob du ein würdiges Mitglied in unserem Rudel bist, oder nicht. Es gab zwei Prüfungen, über die ich mit ihnen gesprochen habe. Eine letzte steht dir aber noch bevor.“
Shanika seufzte leise. Also doch noch. Immerhin schien es so, als würde die Druidin sie nicht direkt ablehnen wollen. Von daher war das vielleicht sogar ein gutes Zeichen.
Die Nachtelfe griff in ihren Kräuterbeutel und holte eine kleine Phiole hervor. „Dies ist ein antiarkanes Gift. Wie du weißt, macht sich Eiryn seit längerem Sorgen, dass ihre Schwester bei der Jagd auf Dämonen den arkanen Kräften verfällt. Du als ihre Geliebte sollst sie überzeugen… oder ihr heimlich diesen Trunk unterschmuggeln. Er wird die magische Kraft aus ihren Adern brennen, so dass fortan der Magie nicht mehr verfallen kann. Es ist der Wunsch ihrer Schwester und der Wunsch der Nachtkatzen.“
Shanikas Gesicht erstarrte und sie schaute die Druidin ungläubig an. „Ihr die Magie aus dem Leib brennen? Wie würde es Euch gefallen, ehrwürdige Druidin, wenn man Eu-“
„Sag nichts, was du später vielleicht bereuen würdest!“, fuhr ihr Liyanara Traumhüterin sanft aber sehr bestimmt ins Wort.
Shanika bebte innerlich. Es gab soviel, was sie sagen wollte. Von all den Dingen, die man von ihr verlangt hatte. Sie sollte das Vertrauen ihrer Geliebten ausnutzen? Sie sollte sich zum Werkzeug ihrer beschützerkranken Schwester machen und die Waffe der Vorbehalte des Nachtelfenvolkes gegen arkane Kräfte werden.
„Es ist gewiss keine leichte Entscheidung für dich“, erklärte Liyanara verständnisvoll. „Wir erwarten nichtsdestotrotz bis morgen eine Entscheidung.“
Dann ließ sie Shanika mit ihren tobenden Gefühlen und widerstreitenden Gedanken alleine.

Als es sich zum Abend neigte entschied sich Shanika nicht bis zum Morgen zu warten. Wenn es zu Ende gehen sollte, dann war ein Abend viel besser als ein Morgen.
Entschlossenen Schrittes ging sie herunter in den großen Versammlungssaal. Wie wunderschön, es waren auch alle drei anwesend: Meistermagierin Eiryn Flammenauge, Schattenkriegerin Ashkira Schattenstern und Hüterin des Kreises des Cenarius Liyanara Traumhüterin.
Vom Gemeinschaftstisch schauten sie überrascht, als Shanika die Treppe herunterkam. Ja, wundert euch nur. Arthas hat sich auch gewundert, als der Orden der Schwarzen Klinge ihm die Gefolgschaft verweigert hat.
Sie hielt die Phiole hoch und bevor eine der drei etwas sagen konnte, schmetterte sie diese auf den Boden, so dass diese in tausende von Teile zerbrach.
Das ist meine Entscheidung!“, sie schnitt mit den Worten durch die Kälte, die den Raum zu erfüllen schien. „Ich habe all eure Prüfungen mitgemacht. Aber ich töte keine unschuldigen Frauen und Kinder, auch wenn es Orks sind. Ich opfere keine tapferen Leute in einer sinnlosen Schlacht, auch wenn es gegen die Geißel geht. Hört ihr? Meistermagierin… Erwählte des Cenarius, pah! Was bedeutet es denn schon, was ihr an Titeln tragt? Was bedeutet schon der Codex der Nachtkatzen, wenn ihr ihn so ausbeutet? Es geht doch nicht um das Wort, dem man folgen muss, sondern den Geist der dahinter steckt. Wie kann man als Mensch nur behaupten an Elune zu glauben und dann soviel Ungerechtigkeit und Leid befehlen?“, sie spie die Worte in Richtung Eiryns.
„Bist du nun fertig“, erkundigte sich diese mit einer Ruhe, die Shanika vollkommen irritierte.
„Ich habe gerade erst angefangen! Ich habe gesehen, wofür die Nachtkatzen stehen und ich will damit nichts, aber auch gar nichts zu tun haben! Und wenn Ihr, Meistermagierin, mir verbieten wollt mich mit Eurer Schwester zu treffen, dann haben wir ein Problem. Denn mein Herz will es so! Und ich spüre, dass es richtig ist. Ich werde diesen Ort verlassen, ich werde keine-“
Sie fühlte sich von hinten herum gedreht umarmt und innig geküsst. Sie wusste gar nicht, was ihr passierte, oder woher, aber irgendwie war Asheira, die Dämonenjägerin, ihre Geliebte, hinter ihr aufgetaucht und hatte sie umarmt und küsste sie nun.
Es war ein Klatschen zu hören, von der Treppe. Lysanthil… die Dranaeischamanin. Aber, woher... ? Sie verstand auch nicht, warum diese ihr mit einem Lächeln zunickte.
„Ich wünschte es würde mal öfter jemand mit dir so reden, Eiryn.“ Das war die Hohepriesterin Lytjariel, Eiryns Seelenschwester aus dem Volk der Nachtelfen.
„Ich weiß nicht, ob der Aufwand notwendig war.“ Leogran, ein weiterer Nachtelfe, eine weitere Nachtkatze. Und noch mehr kamen hinzu.
Aus den Nachbarräumen strömten die Mitglieder der Nachtkatzen herbei, als hätten sie nur auf diesen Augenblick gewartet und erst jetzt begriff Shanika, dass Liyanara und Eiryn alle hier versammelt haben mußten.

Shanika wurde ganz schwindelig. Nachdem Asheira sie erstmal breit grinsend losgelassen hatte, wurde sie von allen Seiten begrüßt. Alle sagten irgendwas und Shanika schwirrten die Ohren. Es gab aber zwei Sätze, die sie niemals wieder vergessen würde. Der eine kam von Asheira, der andere von ihrer Schwester der Meistermagierin. Die eine sagte nur „Ich liebe dich!“, die andere lächelte mit einer überraschenden Sanftheit und fügte darauf hinzu: „Du hast alle Prüfungen bestanden.“
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